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Digitales Lernen

10.05.2020

  Zuhausezeit ist Trainingszeit

Lernen im Digitalen Zeitalter

Lebenslanges Lernen ist für Sie keine schmückende Selbstbehauptung, sondern eine zeitlebens praktizierte Bestrebung. Sie sind stets auf der Ausschau nach Neuem, wollen dazulernen, sich den veränderten Anforderungen in Beruf und Alltag stellen und sie auch mitgestalten. Und nun macht ein klitzekleines Virus Ihnen und allen anderen Menschen einen Strich durch die Rechnung.  Wer in diesen kontaktverhindernden Zeiten lernen will, in der Schule, in einer Bildungseinrichtung oder alleine, muss mitunter auf liebgewordene Gewohnheiten verzichten. Klar, man kann Bücher durcharbeiten, sich Tutorials im Netz anschauen oder sich auf andere Weise individuell weiterbilden. Doch sind die Lernumgebung und das Lernergebnis vergleichbar?

Blicken wir auf die Akteure der Weiterbildungsbranche: Auch wenn aktuell die ersten Präsenztrainings mit Einschränkungen möglich sind, sieht es ja weitgehend so aus: Kontaktbeschränkungen, Stornierung von Präsenzveranstaltungen, Ebbe in den Auftragsbüchern. Das Corona-Virus hält auch den Lehrbetrieb im Griff, und die Aussichten für die kommenden Monate sind für viele nicht rosig.

Den Toren packt die Reisewut, indes zuhaus` der Weise ruht... ? Ein netter Klappspruch, doch er passt nicht in die derzeitige Situation. Reisen sind momentan zwar tabu, aber ausruhen? Keine Alternative! Man kann das unfreiwillige Homeoffice in ein freiwilliges Trainingslager wandeln, um sich für die Zukunft fit zu machen. Das Leben steht still, aber das Denken nicht. 

Die Zukunft hat längst begonnen. Nicht erst seit der Corona-Pandemie wünschen viele Kunden, die Kosten für Training und Coaching zu senken – vor allem durch Reduzierung der Reise- und Hotelkosten. Corona hat dazu beigetragen, diesen Trend zu verstärken. Mehr als 60% der Trainerinnen und Trainer bieten bislang keine online-basierten Dienstleistungen an, aber nach einer Blitzumfrage in der E-Learning-Branche meinen 100% der Teilnehmer, dass die berufliche (Weiter)Bildung deutlich „digitaler“ wird. Digitale Lernformate werden, so vernehmen wir es derzeit überall, zukünftig an Bedeutung gewinnen

Demzufolge wollen viele Lehrer, Trainer, Dozenten und Coaches nun die freigewordene Corona-Zeit nutzen, um nach neuen Geschäftsmöglichkeiten und Strategien zu suchen. Immer mehr Weiterbildner beschäftigen sich zunehmend mit der Digitalisierung des Lehrens und Lernens und suchen in digitalen Lernkonzepten das rettende Ufer.

 

Dummy

analog oder digital oder beides?

 

Die Digitalisierung braucht den Menschen nicht, sie erweitert vielmehr seine Möglichkeiten. Peter Bartels, PwC Germany

 

  Blended-Learning

Digitale Lernformate statt Präsenztraining?

Was tut sich auf dem Weiterbildungssektor? Wir greifen zwei Angebote heraus: Asynchrone Lernformate, wie Webinare oder E.-Learningtools. Sie haben den Vorteil, jederzeit verfügbar zu sein.  Der Lerchen-Typ lernt in den frühen Morgenstunden, die Nachteule kommt erst abends so richtig in Lernlaune. Die Lerngeschwindigkeit und der persönliche Erfahrungs- oder Wissensstand können individuell angepasst und Lernabschnitte beliebig wiederholt und portioniert werden. Flexibilität und selbstbestimmtes Lernen sind bei Webinaren großgeschrieben. Ohne eine angemessene Portion von Selbstdisziplin und Selbstlernkompetenz klappt diese Art der Vermittlung aber nicht. Die Ablenkung beim Lernen ist nur einen Klick entfernt, und Nachteile des asynchronen Lernens liegen auf der Hand: Es fehlt vor allem der lebendige, emotionale und zwischenmenschliche Kontakt mit dem Dozenten und anderen Teilnehmern. Wer den Erfahrungsaustausch zu Mitlernenden schätzt und nur ungern isoliert den Lernstoff aufnimmt, ist mitunter wenig motiviert, bestehende E-Learning-Angebote zu nutzen.

Synchrone Lernformate wie das  virtuelle Klassenzimmer oder Live-Online-Trainings haben demgegenüber den Vorteil, dass eine Lerngruppe zusammen mit dem Trainer zeitgleich aktiv ist. Die Teilnehmer sehen sich per Video, hören sich über die Lautsprecher und können vielfältig miteinander in Kontakt treten. Aufkommende Fragen können durch den Tutor oder die Kollegen im Chat oder per Mikrofon beantwortet werden. Medienwechsel, die Einrichtung von Gruppenräumen, zur Kreativität anregende Whiteboards sowie eine große Auswahl interaktiver Möglichkeiten machen das Lernen lebendig, didaktisch anspruchsvoll und effektiv. Die Technik hat diesbezüglich in den letzten Jahren einen unglaublichen Sprung nach vorne geschafft. Fast alles ist möglich. Alles? Nein, ein kleiner, aber sehr wichtiger Teil fehlt - das soziale Lernen. In Webinaren fehlt es gänzlich und in Live-Online-Trainings ist es nur bedingt erfahrbar. Beide Lernformate aber ersetzen nicht den direkten Kontakt zu anderen Teilnehmern. Der Mensch ist ein soziales Wesen, sein Gehirn strebt nach Zusammenarbeit und Gemeinsamkeit. Von daher ist das Präsenztraining unverzichtbar.

Schon seit längerer Zeit nutzen Weiterbildner Blended-Learning-Konzepte, eine didaktisch sinnvolle Verknüpfung von Präsenzveranstaltungen und digitaler Lernformate. Diese pädagogische Hybridform hat in der Bildungsbranche einen festen Platz gefunden und wird in der betrieblichen Ausbildung verstärkt erfolgreich eingesetzt. 

Doch verhindert die aktuell bestehende Kontaktsperre jedes Präsenztraining, also auch gemischte Lernformate. Die Alternative besteht in reinen digitalen Lehr- und Lernmöglichkeiten. Das dient dem Schutz unserer Gesundheit.

Viele Lerninhalte werden heute schon per WhatsApp oder E-Mail versendet, Tutorials in YouTube gehören zum Standard der Lernbegierigen, und was noch wissenswert erscheint, wird gegoogelt. Ein großer Teil des Wissens ist somit jederzeit abrufbar. Diese Entwicklung zu ignorieren heißt, den Kopf in den Sand zu stecken. So wie die Einführung des Fernsehers nicht – wie manche Skeptiker befürchteten – das Radio verdrängt hat, so wird auch die Digitalisierung des Lernens nicht das Präsenztraining überflüssig machen. Beide Lernformate werden nebeneinander existieren. Der Lernende verfügt somit über eine umfangreichere Auswahl, die er seinen individuellen Ansprüchen anpassen kann. Der Trainer erweitert seine didaktischen Alternativen – er kann seine Fortbildung mit einer größeren Anzahl von Instrumenten nun orchestrieren. Es ist wie beim Musizieren. Ein Quartett zur Verfügung zu haben, ist gut, ein großes Musikensemble zu dirigieren, erweitert das Musikerlebnis.

Wir können davon ausgehen, dass es eine Nach-Corona-Zeit geben wird. Und diese wird anders aussehen als heute. Die Chancen, dass Bildungsinteressierte durch erlebte digitale Lernformate auf den Geschmack kommen und zukünftig vermehrt darauf zurückgreifen, sind hoch. Wenn Weiterbildner nun eine Ausbildung zum E-Trainer absolvieren, überbrücken Sie damit nicht nur die Corona-Krise, auch in Zukunft werden Kunden sich digitale Lernformate wünschen.

Und Sie? Wie werden Sie in der Zukunft Ihr lebenslanges Lernen gestalten?

 

Man schaut Fernsehen, wenn man das Hirn ausschalten will. Am Computer arbeitet man, wenn man das Gehirn einschalten will. Steve Jobs